Runner's high - Laufen und Endorphine

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Runner's High - Laufsucht, Laufrausch?

Wissenschaftliche Neuigkeiten zu altbekannten Glücksgefühlen

(11.3.2008)

Manchmal brauchen Wissenschaftler eben etwas länger, um an etwas zu glauben, was aber Praktiker schon längst wissen. Nahezu jeder Läufer kennt während oder nach dem Sport das mehr oder weniger ausgeprägte Hochgefühl, das auch als Runner's high umschrieben wird. Könnte einem eigentlich wurscht sein, wo und wie das alles genau abläuft, wenn da nicht der Forscher wäre, der nach den letzten Geheimnissen der Sucht sucht. Doch dazu weiter unten.

Laufen als Droge: profanes Hochgefühl oder Wahnsinns-Kick?

Die Bandbreite der Schilderungen geht von überschwenglichem "Schweben und unendlich Laufen zu können", bis hin zum profaneren und zufriedenen Gefühl nach dem Laufen, weil man einfach etwas getan oder sich das Frühstück verdient hat. Wer zumindest letzteres noch nicht erlebt hat, hetzt wohl entweder viel zu schnell durch die Gegend und quält sich dabei, statt in einen "flow"-Zustand hineinzulaufen oder er hat eine viel zu hoch geschraubte Erwartungshaltung von einem Wahnsinns-Kick, als ob man Paradies und Orgasmus gleichzeitig unterwegs beim Joggen erleben müßte! Das kann nur im Frust enden! Laufen ist eine natürliche, positive Droge und die auch zum Abbau der Stresshormone dienen kann. Man begibt sich dabei gleichzeitig eine Aufwärts-, statt einer klassischen Abwärtsspirale, wie sie durch Zigaretten, Alkohol und Frustessen durchlaufen wird. Aufbau, statt Raubbau. So gesehen bin ich als Buchautor, Referent und Trainer gerne "Drogen-Dealer". Für Raucher, Alkoholiker oder Frustesser könnte Laufen die Umstiegsdroge werden, um die Suchtrezeptoren gesünder zu beglücken.

Uralt: Archaische Anpassung an Jagd und Kampf

Mutter Natur hat die beim Laufen produzierten Endorphine, körpereigene Opiate nicht ohne Hintersinn in unser Gehirn eingebaut. Wer früher als Urmensch bei der stunden- oder tagelangen Jagd gut drauf war, hatte einen höhere Chance Beute zu machen, weil er einfach länger durchhielt. Das sicherte das Überleben des Clans. Der schmerzdämpfende Effekt der Endorphine trägt ebenfalls dazu bei, denn das Wild mußten oft nicht nur durch einen Dauerlauf, sondern auch in einem gefährlichen und blutigen Kampf erlegt werden. Wenn heute bei einem Trainings- oder Marathonlauf solche Empfindungen abgerufen werden, fehlt dem Zivilisationsmenschen in der Regel das Verständnis für diese archaischen Zusammenhänge. Heute ist Laufen en vogue. Fast alle Medien berichten positiv darüber, aber es ist noch nicht allzulange her, dass man in den Endorphinen eine Erklärung dafür fand, warum die Läufer als kauzige Exoten ihrer "zwanghaften Laufsucht" nachgehen. Wenn man früher entgegnete, dass es einem nach dem Läufchen gut gehe, erntete man Kopfschütteln. Heute laufen viele Redakteure oder auch Wissenschaftler selbst. Sie haben ein vermehrtes (Eigen-) Interesse, diesen den Praktikern längst bekannten Zusammenhänge näher auf den Grund zu gehen. Das man richtig dosiert mit Laufen seelische und körperliche Schmerzen und Depressionen vermindern kann, weiß jeder Freizeitläufer.

Da läuft's ab: der Sitz des Wohlgefühls im Gehirn

Was ist also neu? Den deutschen Forschern Henning Boecker von der Radiologischen Universitätsklinik Bonn und Thomas Tölle von der Neurologischen Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München ist es nun nach eigenen Angaben erstmals gelungen, das sagenhafte "Runner's High" unter Zuhilfenahme einen Verfahrens namens Positronen-Emissions-Tomografen (PET) sichtbar zu machen und im Gehirn zu lokalisieren. Ihre Arbeiten veröffentlichten sie in der Fachzeitschrift "Cerebral Cortex“. Die Wissenschaftler untersuchten zehn Sportler jeweils vor und nach einem zweistündigem Langstreckenlauf, wozu sie einen radioaktiven Marker einsetzten, der im Gehirn an den dort vorhandenen Opiatrezeptoren andockt und dabei um die Anbindungsstellen mit den körpereigenen Endorphinen konkurriert. Verglichen die Forscher die PET-Aufnahmen vor und nach dem Lauf, so zeigte sich, dass der radioaktive Marker nach dem Lauf deutlich seltener die Opiatrezeptoren blockierte. Die Wissenschaftler deuteten dies damit, dass die im Gehirn der Läufer vermehrt freigesetzten Endorphine den Marker verdrängten. Die Endorphin-Ausschüttung fand in einer bestimmten Gehirnregion in den Bereichen des Frontallappens der Großhirnrinde und im "Limbischen System" statt. Diese sind schon länger als der Ort für die Verarbeitung von Emotionen bekannt. Die Läufer selbst berichteten zudem von deutlich gesteigerten Glücksgefühlen nach dem Lauf. "Damit haben wir nun erstmals Belege dafür finden können, wo und in welchem Ausmaß bei Ausdauerbelastung Endorphine im Gehirn freigesetzt werden“, sagte Henning Boecker und sein Kollege Thomas Tölle ergänzte: "Unsere Auswertungen zeigen, dass das erlebte Hochgefühl umso intensiver war, je geringer die Markerbindung erfolgte". Vielen Dank liebe Wissenchaftler, wir wußten zwar, dass Laufen happy macht, aber noch nicht ganz so genau, wo das im Gehirn stattfindet

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