Leichtathletik Weltmeisterschaft Berlin
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Ergebnisse: Leichtathletik WM 2009 Berlin

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Mittel- und Langstreckenläufe


Antje Möldner qualifizierte sich mit neuem deutschen Rekord (9:21,73min) über 3.000m Hindernis für das Finale. Dort konnte sie als Neunte nochmals eine Bestleistung (9:18,54min) aufstellen.
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)

3.000m Hindernis Frauen (Mo. 17.8.2009)

Antje Möldner mit deutschem Rekord

Die Potsdamerin Antje Möldner realisierte gleich im ersten Vorlauf ihr Wunschziel: nämlich deutschen Rekord und Finalteilnahme. In einem taktisch geschickten Rennen lief die 25-jährige Deutsche Meisterin ziemlich gleichmäßig zunächst am Ende einer Verfolgergruppe der enteilten Weltrekordlerin Gulnara Galkina. Runde um Runde schob sie sich nach vorne und beendete das Rennen schließlich als Zweite in 9:21,73 Minuten hinter der Favoriten, die die Tagesbestzeit in 9:16,67 Minuten aufstellte. Möldner verbesserte ihre eigene Bestmarke und somit den nationalen Rekord um rund sechs Sekunden. Das Finale war also nun ihre Kür, die sie allerdings mit Bravour ablieferte. In einem schnellen Rennen, das mit dem Favoritensturz der Weltrekordlerin Gulnara Galkina (RUS) und dem Überraschungssieg der Spanierin Marta Dominguez endete, kam sie als Neunte erneut mit deutschem Rekord (9:18,54 Minuten) ins Ziel. Die für Frauen noch nicht lange eingeführte Hindernis Distanz ist noch in stetiger Entwicklung. Dieses Weltmeisterschaftsrennen brachte zahlreiche nationale Rekorde und persönliche Bestleitungen. Die Kenianerin Milcah Chemos Cheywa konnte auf der Paradedisziplin ihrer Landsmänner der Läufernation noch eine Bronzemedaille sichern. Die Weltrekordlerin und Olympiasiegerin Galkina enttäuschte als Vierte.

1. Marta Domínguez ESP 9:07.32
2. Yuliya Zarudneva RUS 9:08.39
3. Milcah Chemos Cheywa KEN 9:08.57
4. Gulnara Galkina RUS 9:11.09  
5. Jennifer Barringer USA 9:12.50  
6. Habiba Ghribi TUN 9:12.52  
7. Ruth Bisibori Nyangau KEN 9:13.16  
8. Gladys Jerotich Kipkemoi KEN 9:14.62  
9. Antje Möldner GER 9:18.54  
10. Zemzem Ahmed ETH 9:22.64  
11. Jessica Augusto POR 9:25.25  
12. Karazyna Kowalska POL 9:30.37  
13. Sofia Assefa ETH 9:31.34  
14. Eva Arias ESP 9:33.34  
15. Sopie Duarte FRA 9:33.85  
   

Ezekiel Kemboi holt nach dem Olympiasieg 2004 und drei Vize-Weltmeisterschaftennun auch den Weltmeistertitel in Berlin.


Die Kenianer feiern mit einem Freudentänzchen: der Zweite Richard Mateelong und der Weltmeister Ezekiel Kemboi in ausgelassener Stimmung.


Europarekord (8:01,18min) und Bronze für den Franzosen Bouabdellah Tahri.

3.000m Hindernis Männer (Di. 18.8.2009)

Die kenianischste Disziplin geht an Kenia

Die Kenianer durften mit vier Starten antreten, da sie mit Brimin Kipruto den Titelverteidiger mit einer Wildcard dabei hatten. Einiges zutrauen durfte man auch den Äthiopiern, die diese "kenianische Distanz" zunehmend ins Visier nehen. Aus europäischer Sicht hatte sich unter den Startern der Franzose Bouabdellah "Bob" Tahri gute Chancen. 2009 stellte er im lothringischen Metz in 8:02,19 Minuten einen neuen Europarekord im 3.000 Meter Hindernislauf auf. Er verbesserte den Rekord des wegen Dopings mittlerweile suspendierten Niederländers Simon Vroemen um fast drei Sekunden. Der U20 Europameister von 1997 holte zudem die Bronzemedaille bei den Europameisterschaften 2006. Er ist mit einer Größe von 1,90 m ein Riese unter den Startern.

Tahri verhindert Dreifach Erfolg

Die Kenianer machten in einem gleichmäßig schnellen Rennen (1000m Abschnitte 2:41, 2:40, 2:37min) richtig Dampf und hatten außer Tahri bald alle Gegner distanziert. Doch der Franzose sollte bis auf die Zielgerade mithalten. Als der dreifache WM-Zweite (2003-2007) Ezekiel Kemboi endlich seinem ersten WM-Titel entgegen stürmte und es fast schon nach einem Dreifachsieg der Kenianer aussah, stampfte der Franzose noch einmal mit mächtigen Schritten an dem kleinen verzweifelt kämpfenden Paul Kipsiele Koech vorbei und schnappte ihm Bronze vor der Nase weg. Der Weltmeister Kemboi trudelte im Ziel aus und verpasste dabei eine mögliche Siegeszeit von unter 8:00 Minuten. Danach lag er erst einmal erschöpft am Boden. Dann folgte das übliche Prozedere beim Hindernislauf: die kenianische Flagge drehte eine Ehrenrunde.

Erster nachgewiesener Dopingfall der WM

Nicht starten durfte der 25-jährige Marrokaner Chatbi Jamel. Ihm wurde die Einnahme des auf der Dopingliste stehenden Asthmamittels Clenbuterol nachgewiesen. Die Untersuchung der B-Probe steht noch aus.

1. Ezekiel Kemboi KEN 8:00.43
2. Richard Kipkemboi Mateelong KEN 8:00.89
3. Bouabdellah Tahri FRA 8:01.18
4. Paul Kipsiele Koech KEN 8:01.26  
5. Yacob Jarso ETH 8:12.13  
6. Roba Gary ETH 8:12.40  
7. Brimin Kiprop Kipruto KEN 8:12.61  
8. Jukka Keskisalo FIN 8:14.47  
9. Eliseo Martin ESP 8:16.51  
10. Tareq Mubarak Taher BRN 8:17.08  
11. Benjamin Kiplagat UGA 8:17.82  
12. Abubaker Ali Kamal QAT 8:19.72  
13. Ruben Ramolefi RSA 8:32.54  
14. Mustafa Mohamed SWE 8:35.77  
   
  1.500m Männer Vorläufe (Sa. 15.8.2009)

Schlangen und Eberhard farblos - Favoriten souverän

Die beiden deutschen Teilnehmer Carsten Schlangen (Berlin) und Stefan Eberhardt (Erfurt) wirkten in ihren Vorläufen blass. Anfangs in Führung liegend, wurden sie in Bummelrennen jeweils in der Zielkurve auf der Innenbahn eingeklemmt und hoffnungslos durchgereicht. Vielleicht hätte vor allem für Schlangen ein wenig mehr Courage für ein schnelleres Rennen geholfen, um über die Zeitschnellsten weiterzukommen. Vielleicht fehlte aber auch grundsätzlich der Saft. So gingen die beiden als Vorlauf-Neunter und Zehnter in 3:44,00 und 3:40,05 Minuten unter und blieben weit unter den erhofften Möglichkeiten. Stefan Eberhardt, der im schnellsten Vorlauf war, hatte dabei das allerdings das Pech um nur eine Hunderstel den Zwischenlauf zu verpassen. Die Favoriten Mehdi Baala (FRA), Augustine Choge (KEN), Asbel Kiprop (KEN) und Deresse Mekonnen (ETH, Vorlaufschnellster mit 3:37,04 Minuten) setzten sich souverän als Sieger der vier Vorrundenläufe im Spurt durch.

Finale: Mi, 19.8.2009 - 20.25 Uhr


Lange Beine - Die Weltjahresschnellste Meselech Melkamu besiegte zwar Mesert Defar, aber die Kenianerin Linet Masai fing die Äthiopierin noch ab.
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)


Weltmeisterin Linet Masai und Grace Momanyi (Vierte) zeigen Flagge.

Zwischenzeiten:

1000m Nakamura 3:08,85
2000m Konovalova 6:17,01
3000m Konovalova 9:24,89
4000m Konovalova 12:35,29
5000m Konovalova 15:45,19
6000m Konovalova 18:53,45
7000m Masai 22:04,20
8000m Masai 25:00,18
9000m Masai 27:58,29
10.000m Frauen Finale (Sa. 15.8.2009)

Spurtsieg durch Masai - Melkamu jubelte zu früh

Bei den Olympischen Spielen gaben die Damen noch richtig Gas. Damals waren Lornah Kiplagat und Elvan Abeylegesse die Zugmaschinen. Dennoch konnten die Konkurrentinnen die spurtstarke Äthiopierin Tirunesh Dibaba nicht abhängen und es kam wie so oft. Die Äthiopierin siegte in Peking im Spurt. Diesmal fehlte Dibaba verletzungsbedingt, doch ihre Stellvertreterinnen Meseret Defar (29:59,20 Minuten) und Meselech Melkamu (29:53,80 Minuten, äthiopischer Rekord!) liefen in diesem Jahr Weltklassezeiten und sind von ähnlichem Kaliber.

Harmloses Vorgeplänkel

Man hätte wiederum einen Tempolauf der Türkin Abeylegesse und Melkamu erwarten können, denn Defar, die 5.000 Meter Olympiasiegerin von 2004 hatte in der Vergangenheit die schnellste Endbeschleunigung, aber es lief anders, vielleicht auch wegen der sommerlichen 26 Grad in Berlin am Abend. Genaugenommen war es ein moderater Anlauf zu einem sehr schnellen Finale. Den langsamen Part dieses Steigerungslaufs überließ man den Russinnen und Japanerinnen. Mit 1000 Meter Abschnitten um 3:05 bis 3:10 Minuten pro Kilometer schleppte meist die Russin Mariya Konovalova die Läuferinnen bis fast 7.000 Meter über die Runden. Die Hälfte wurde in 15:45,19 Minuten passiert. Die Favoritinnen hielten sich auffallend zurück. Nichts passierte, die Spannung stieg. Die Kenianerin Linet Masai bummelte sogar ganz am Ende der zu diesem Zeitpunkt noch fast vollständigen Läufergruppe. Mit ihren langen Beinen hätte sie im Pulk auch Schwierigkeiten gehabt, da sie eine viel langsamere Frequenz trat. Bei 6.900 Metern reichte ihr offenbar das Gebummel. Sie schob sich nach vorne und beschleunigte die Fahrt deutlich auf einen 2:56 min/km Abschnitt.

Steigerungslauf Kenia gegen Äthiopien

Erwartungsgemäß hingen ihr die Äthiopierinnen sofort an den Fersen. Auch ihre Landsfrau Grace Momanyi konnte das Tempo mitlaufen und sich kurzzeitig mit Masai sogar in der Führungsarbeit abwechseln. Das erste prominente Opfer war die Olympiazweite Elvan Abeylegesse, die bei 7.000 Meter aufgab und auch die Olympiadritte Shalane Flanagan (USA) musste abreissen lassen. Selbst die auf dem Papier wohl stärkste Kenianerin Florence Kiplagat, die immerhin 30:11,53 Minuten zu Buche stehen hat und in diesem Jahr Crossweltmeisterin wurde, hatte mit dem Ausgang des Rennens nichts mehr zu tun. Auch die im Vorfeld starken Russinnen waren vollkommen von der Rolle. Der Abschnitt von 8.000 auf 9.000 Meter wurde in schnellen 2:58 Minuten gelaufen. Die dritte Äthiopierin Wude Ayalew hatte offensichtlich Mühe das Tempo zu halten, lag sie doch immer einige Meter hinter dem Führungsquartett. Zwei langbeinige große Kenianerinnen gegen zwei kleine hochfrequenztretende Äthiopierinnen. Sollte es so kommen wie es bisher fast immer kam? Die Kenianerinnen mühen sich und am Ende werden sie von den wieselflinken Äthiopierinnen überspurtet? Wird die Favoritin Defar oder die Weltjahresschnellste Melkamu siegen?

Dramatische Schlussphase

Der letzte Kilometer war mit 2:52,95 Minuten der schnellste. Die letzte Runde (63,5sec), vor allem die finalen 100 Meter hätte kein Regiseur dramatischer inszenieren können. Kaum klingelte die Glocke für die letzten 400 Meter beschleunigte wie gewohnt Defar, aber Masai ließ sie nicht vorbei. Erst auf der Gegengraden nutzte Defar mit Melkamu im Schlepptau geschickt eine zu überrundende Läuferin, indem sie Masai innen abklemmte. Die Kenianerin musste erneut beschleunigen, lag aber damit aber erst mal hinter den beiden Äthiopierinnen. Defar zog 150 Meter vor dem Ziel wie erwartet los, Melkamu hinterher. Es sah so aus, als ob der erwartete Zieleinlauf zustande käme. Doch Defar konnte sich nicht vollständig lösen, Melkamu knapp dahinter verstolperte sich 70 Meter vor dem Ziel, als sie gerade im Begriff war, sich ihrer Landsfrau wieder zu nähern. Linet Masai schien schon abgehängt, aber aufgrund ihrer Schrittlänge unterschätzte man vielleicht ihre Geschwindigkeit. Melkamu raffte sich erneut auf und schob sich 30 Meter vor dem Ziel neben Defar, die bereits schwächelte. Noch schneller kam von hinten die Kenianerin angestakst. Melkamu rackerte sich an Defar vorbei und schien sichere Siegerin zu werden. Die Hände zum Jubeln bereits hochreissend übersah sie wie außen Linet Masai ihr in 30:51,24 Minuten auf dem letzten Meter noch Gold vor den Nase wegschnappte. Innen wuselte sich Wude Ayalew noch an der völlig kollabierenden Defar zur Bronze Medaille vorbei. Später erklärte Defar, die auch noch Grace Momanyi passieren lassen musste, dass sie Schmerzen auf der Zielgeraden gehabt hätte. Die Stimmung der Äthiopierinnen war jedenfalls gedämpft, nur Ayalew konnte sich mit einer Flagge in der Hand scheu über Bronze freuen. Die beste Nichafrikanerin war Amy Yoder Begley (USA) auf Rang sechs (31:13,78 Minuten).

Linet Masai - 19-jähriges Riesentalent mit Zukunft

Linet Chepkwemoi Masai war hinterher selbst wohl am meisten über diesen Sieg überrascht. Eine Medaille hatte sie sich vielleicht zugetraut, aber Gold nicht. Sie ist erst 19 Jahre alt und von diesem Riesentalent darf man in Zukunft wohl noch einiges erwarten. Nach ihrem Junioren Cross Weltmeistertitel 2007, dem vierten Platz bei den Olympischen Spielen über 10.000m in Peking 2008 (in Junioren Weltrekord 30:26,50 Minuten) und dem Vize-Cross Weltmeistertitel bei den Damen in diesem Jahr ist der 10.000 Meter Weltmeistertitel der vorläufige Karriere Höhepunkt. Trotz ihres Namens gehört sie übrigens nicht dem Masaii Stamm an, sondern der ethnischen Gruppe der Kalinjin, zu denen auch die Nandis gerechnet werden, dem Stamm zu dem die meisten Topläufer in Kenia gehören. Sie stammt aus Kapsokwony, der Destrikt-Hauptstadt des Mount Elgon Bezirk an der Westgrenze zu Uganda. Ihr älterer Bruder Moses Ndiema Masai, der sie 2005 zum Laufen brachte, war übrigens Junioren Afrika Meister über 5.000 und 10.000 Meter.

Fazit: 1:0 für Kenia in dem klassischen Wettstreit der beiden Laufnationen. Das dürfte Kenia Aufwind geben. Dieser Weltmeistertitel ist nach Sally Barsosio 1997 erst der zweite für die Kenianerinnen. Dazischen gabe es nur äthiopische Siege. Selten gab es so ein spannendes Finish! Erst Defar, dann Melkamu und dann doch noch Masai und das Ganze auf den letzten 100 Metern! Der Wahnsinn! Meselech Melkamu kann einem eigentlich leid tun. Aber sie ist, wie ich schon in meiner Vorschau schrieb, eine klassische Verliererin (siehe "Lucky Loser"). Ihre umfangreiche Sammlung an Silbermedaillen wurde um eine weitere erweitert. Ich hätte es der langbeinigen Läuferin diesmal gegönnt, aber Linet Masai hatte noch längere Gazellenbeine!

Ergebnisse:

1. Linet Chepkwemoi Masai KEN 30:51.24
2. Meselech Melkamu ETH 30:51.34
3. Wude Ayalew ETH 30:51.95
4. Grace Kwamboka Momanyi KEN 30:52.25  
5. Meseret Defar ETH 30:52.37  
6. Amy Yoder Begley USA 31:13.78  
7. Yurika Nakamura JPN 31:14.39  
8. Kimberly Smith NZL 31:21.42  
9. Kayoko Fukushi JPN 31:23.49  
10. Ines Monteiro POR 31:25.67  
11. Mariya Konovalova RUS 31:26.94  
12. Florence Jebet Kiplagat KEN 31:30.85  
13. Ana Dulce Felix POR 31:30.90  
14. Shalane Flanagan USA 31:32.19  
15. Kseniya Agafonova RUS 31:43.14  
16. Ana Dias POR 31:49.91  
17. Katie McGregor USA 32:18.49  
18. Yingying Zhang CHN 32:33.63  
19. Liliya Shobukhova RUS 32:42.36  
20. Yukari Sahaku JPN 33:41.17  
  Elvan Abeylegesse TUR DNF  
   


Kenenisa Bekele war nicht zu schlagen. Der Äthiopier holte sich seinen vierten Titel in Folge gegen stärkste afrikanische Konkurrenz.
(Foto, Copyright:Herbert Steffny)

10.000m Männer Finale (17.8.2009)

Kenenisa Bekele nicht zu schlagen

Über seinem Manager Jos Hermens droht sich eine Dopingaffäre größeren Ausmaßes zusammenzubrauen. Aber Schützling Kenenisa Bekele dreht unbeiirt seine schnellen Runden im Stadienoval weiter - und wie. Der Weltrekordler (26:17,53 Minuten) kann hartes Tempo genauso laufen wie sich einfach nur auf seinen unwiderstehlichen Spurt verlassen. Der 27-Jährige ist einfach der Maßstab über diese Distanz und über die 25 Stadienrunden bisher ungeschlagen. Wie knackt man also diese Nuss?

Zersenay Tadese sucht Heil in der Flucht

Der Kenianer Ismael Kirui lief 1993 in Stuttgart gegen Haile Gebrselassie mit einem überraschenden Antritt zum 5.000m Weltmeistertitel, den der Meister nicht ernst nahm. Als er erkannte, das Kirui kein "Opferläufer", sondern der eigentliche Favorit der Kenianer war, war es zu spät. In Berlin versuchten es erst die Qatar-Kenianer mit Tempo, dann war es der Eritraer Zersenay Tadese, der mächtig auf die Tube drückte. Gnadenlos verschärfte er bei etwa 25 Grad ein ohnehin schnelles Meisterschaftsrennen auf ein Tempo in Richtung Weltjahresbestzeit. Die Durchgangszeit bei 5.000m war mit 13:40 Minuten nicht gerade langsam. Das Rennen verlief also ganz anders als bei den Frauen, wo lange gebummelt wurde. 13:06 Minuten musste man obendrauf laufen, um an diesem Abend in Berlin zu gewinnen. Ein Läufer nach dem anderen fiel ab, aber die Klette Bekele und den Kenianer Moses Ndiema Masai, den Bruder der Weltmeisterin Linet Masai wurde der Halbmarathon- und Crossweltmeister nicht los. Doch der Eritraeer hoffte vielleicht auf einen schwachen Tag des Favoriten. 1.500 Meter vor dem Ziel fiel auch der Kenianer zurück, um sich Bronze zu sichern. Die letzten 1.000 Meter (9000m 24:13,73 Min) wurden noch schneller (2:33 min) und die letzten 400 Meter mussten es - wie so oft - zeigen. Es kam wie erwartet. Kenenisa Bekele zog durch, lief eine 57er Runde und sicherte sich mit vier Sekunden Vorsprung seinen vierten Weltmeistertitel. Dabei hatte der Äthiopier noch Zeit ins Publikum zu winken.

US-Amerikaner schneller Sechster

Der Doppel-Olympiasieger und nun vierfache Weltmeister über 10.000 Meter (2003-2009) bleibt auf seiner Paradedisziplin unbesiegt. Mit vier WM Titeln zog er mit Vorgänger Haile Gebrselassie (1993-1999) gleich. Der Äthiopier möchte nun in Bestform auch den Doppelstart über 5.000 Meter wagen. Zersenay Tadese war nicht unzufrieden mit seiner Vorstellung. Vielleicht hatte er zumindest die Genugtuung dem Meister alles abgefordert und ihn zur Weltjahresbestleistung gezogen zu haben. Noch nie blieben bei einer WM die ersten drei unter 27:00 Minuten. Der beste Weiße in diesem sehr schnellen Rennen war als Sechster der 26-jährige US-Amerikaner Dathan Ritzenhein in persönlicher Bestzeit 27:22,28 Minuten. Er ist auch ein guter Marathonläufer (2:10:00 London 2009) und war bei der WM in Osaka schon Neunter über 10.000 Meter geworden.

1. Kenenisa Bekele ETH 26:46.31
2. Zersenay Tadese ERI 26:50.12
3. Moses Ndiema Masai KEN 26:57.39
4. Imane Merga ETH 27:15.94  
5. Bernard Kiprop Kipyego KEN 27.18.47  
6. Dathan Ritzenhein USA 27:22.28  
7. Micah Kipkemboi Kogo KEN 27:26.33  
8. Galen Rupp USA 27:37.99  
9. Kidane Tadasse ERI 27:41.50  
10. Gebre-egziabher Gebremariam ETH 27:44.04  
11. Ahmad Hassan Abdullah QAT 27:45.03  
12. Teklemariam Medhin ERI 27:58.89  
13. Fabiano Joseph Naasi TAN 28:04.32  
14. Juan Carlos Romero MEX 28:09.78  
15. Carles Castillejo ESP 28:09.89  
16. Dickson Marwa Mkami TAN 28:18.00  
17. Tim Nelson USA 28:18.04  
18. Juan Luis Barrios MEX 28:31.40  
19. Surendra Kumar Singh IND 28:35.51  
20. Anatoliy Rybakov RUS 28:42.28  
21. Ezekiel Jafari TAN 28:45.34  
22. Martin Toroitich UGA 28:49.49  
23. Rui Pedro Silva POR 28:51.40  
24. David McNeill AUS 29:18.59  
25. Yuki Iwai JPN 29:24.12  
  Collis Birmingham AUS DNF  
  Abebe Dinkesa ETH DNF  
  Nicholas Kemboi QAT DNF  
  Ayad Lamdassem ESP DNF  
  Manuel Angel Penas ESP DNF  
   

It's a boy?! - 800m Weltmeister(in) Caster Semenya auf Youtube im Interview.



Muskelspiele im Ziel: Caster Semenya in Youtube auf dem Weg zum 800m Weltmeistertitel.

800 Meter Frauen Finale (19.8.2009)

Weltmeisterin ein Zwitter und Hormonpfusch?

Als Janeth Jepkosgei in Osaka 2007 in 1:56,04 Minuten Weltmeisterin wurde, erklärte sie: "Ich hoffe, dass es mehr kenianische Athletinnen inspiriert, diese Strecken zu laufen." Kaum gesagt, lief ihr mit Pamela Jelimo eine recht männlich wirkende Läuferin den Rang ab. Die erst 18-jährige Kenianerin holte sich mit einem überlegenen Sieg beim Leichtathletik Golden League Meeting in Brüssel auch den Jackpot in Höhe von einer Million US-Dollar! Zuvor blieb Jepkosgei In Peking hinter ihrer Landsfrau nur noch olympisches Silber. Für Berlin kam Jelimo nicht mehr recht in Form. Sie schied mit einer Knieverletzung vorzeitig aus.

Caster Semenya - Männlein oder Weiblein?

In Berlin kam ihr eine andere Afrikanerin in die Quere. Wäre es um Brustbreite gegangen, so hätte die Südafrikanerin Caster Semenya mangels Masse sicherlich verloren. Ihr Vorsprung im 800 Meter Finale betrug allerdings satte zweieinhalb Sekunden. Die kometenhaft aufgestiegene Läuferin wird nicht nur von den Konkurrentinnen misstrauisch beäugt. Im letzten Jahr lief die jetzt 18-Jährige noch 2:04,23 Minuten bei den Commonwealth Jugendmeisterschaften, dann verbesserte sie vor drei Wochen den Juniorinnen Weltrekord auf 1:56,72 Minuten und nun gewann sie die Weltmeisterschaften in Berlin überlegen in neuer Weltjahresbestleistung von 1:55,45 Minuten. Bis 400 Meter zeigte sich Semenya an vorderster Front, um dann die Mitläuferinnen in Grund und Boden zu laufen. Ihr männlicher Körperbau, Bartwuchs und tiefe Stimme und der prall als Siegesgeste präsentierte Bizeps im Ziel schüren den Argwohn, ob die Südafrikanerin überhaupt bei den Frauen startberechtigt ist. Tut man ihr Unrecht zur Stunde ihres größten Erfolges?

Hormonpfusch, Veranlagung oder Chromosomen?

Der Weltverband konnte die Geschlechtsfrage angesichts des schnellen Aufstiegs bisher noch nicht abklären, will das nun aber nachholen. Bis 1999 waren Sextests für Frauen bei olympischen Spielen obligatorisch. Dann wurde beschlossen sie nur noch in begründeten Ausnahmefällen einzusetzen. 2006 wurde beispielsweise bei den Asienspielen dem Mittelstreckenläufer Santhi Soundarjan die Silbermedaille aberkannt. Das Ergebnis im Falle Semenya kann noch wochenlang auf sich warten lassen. Die Experten werden streiten, ob Hormonmanipulation, natürliche Veranlagung und Zwittertum vorliegen könnte. Die Zahl der X und Y Geschlechts-Chromosomen könnte entscheidend sein. Skandal: Blick.ch berichtet, dass angeblich der Ex-DDR Trainer Ekkart Arbeit, Cheftrainer Südafrikas, Semenya, die ein Intersex sein soll, hormonell so manipuliert habe, dass ihr Testosteronspiegel bei Kontrollen nicht aufgefallen sein. Ob Semenya davon wusste, bleibt offen. Der südafrikanische Verband soll davon allerdings gewußt haben!

Nachtrag 27.8.2009: Kommt nun Licht in die Sache? Der 18-jährige Teenager kann einem Leid tun. Die englische Zeitung Telegraph berichtet unter Berufung auf eine nicht genannte Quelle, das Niveau des männlichen Sexualhormons Testosteron sei in Caster Semenyas Körper dreimal so hoch wie normalerweise bei Frauen. Das hätten Tests im Vorfeld der WM gezeigt.


Titelverteidigerin doch noch Weltmeisterin?

Dennoch will sich Südafrika aus Protest gegen den Test bei der 18-Jährigen bei der Menschenrechtskommission der Vereinten Nationen beschweren. Der Vorsitzende des sportpolitischen Ausschusses im Parlament in Kapstadt, Butana Komphela, kündigte die Beschwerde gegen den Leichtathletik Weltverband IAAF an, weil er in erheblichem Maße die Rechte und Privatsphäre der Läuferin Semenya untergraben habe. Sollte sich bei Semenya herausstellen, dass sie keine Frau ist oder an den Hormonen manipuliert wurde, so würde der WM-Titel aberkannt und die Zweite und Titelverteidigerin Janeth Jepkosgei (1:57,90 Minuten) aus Kenia im Nachgang doch noch zur Weltmeisterin erklärt. Dritte wurde nur zwei Hunderstel dahinter die Britin Jennifer Meadows, beide sind zweifelsohne Frauen. Die Deutsche Jana Hartmann ereichte das Finale nicht.

1. Caster Semenya RSA 1:55.45
2. Janeth Jepkosgei Busienei KEN 1:57.90
3. Jennifer Meadows GBR 1:57.93
4. Yuliya Krevsun UKR 1:58.00  
5. Mariya Savinova RUS 1:58.68  
6. Elisa Cusma Piccone ITA 1:58.81  
7. Mayte Martinez ESP 1:58.81  
8. Marilyn Okoro GBR 2:00.32  
   
  1.500 Meter Männer Finale (19.8.2009)

Knappes Finale mit Überraschungssieger

Zwei Kenianer unter den ersten drei, aber keine Medaille für Kenia. Sehr eng ging es beim Weltmeisterschaftsfinale über 1.500 Meter zu. Der Überraschungssieger Yusuf Saad Kamel aus Bahrain siegte hauchdünn in 3:35,93 Minuten vor dem Äthiopier Deresse Mekonnen (3:36,01min) und dem Titelverteidiger Bernhard Langat (USA, 3:36,20min). Kamel ist der 26-jährige Sohn des früheren zweifachen 800 Meter Weltmeisters Billy Konchellah (1987 und 1991) und somit gebürtiger Kenianer mit dem Namen Gregory Konchellah. Auch Langat startete früher für Kenia. Der letzte verbliebene Kenianer Asbel Kiprop, nach der Disqualifikation von Rashid Ramzi wegen Dopings nun Olympiasieger über 1.500 Meter geworden, trödelte bei einem langsamen Beginn zu lange hinten im Feld und kam zu spät nach vorne. Es reichte nur noch für Platz vier in 3:36:47 Minuten. Der französische Mitfavorit Mehdi Baala enttäuschte auf Platz sieben. Die deutschen Teilnehmer scheiterten bereits im Vorlauf.

1. Yusuf Saad Kamel BRN 3:35.93
2. Deresse Mekonnen ETH 3:36.01
3. Bernard Lagat USA 3:36.20
4. Asbel Kiprop KEN 3:36.47  
5. Augustine Kiprono Choge KEN 3:36.53  
6. Mohammed Moustaoui MAR 3:36.57  
7. Mehdi Baala FRA 3:36.99  
8. Lopez Lomong USA 3:37.62  
9. Belal Mansoor Ali BRN 3:37.72  
10. Amine Laalou MAR 3:37.83  
11. Abdalaati Iguider MAR 3:38.35  
12. Leonel Manzano USA 3:40.05  
   
  5.000m Frauen Finale (22.8.2009)

Kenianerinnen beenden äthiopische Dominanz

Heute war ein schlechter WM-Tag für Äthiopien. Erst verloren sie beim Marathon der Männer gegen Abel Kirui und Emmanuel Mutai. Dann bekamen sie auch noch eine empfindliche Niederlage auf einer ihrer früheren Paradedisziplinen, dem 5.000 Meter Lauf der Frauen. 2003, 2005 und 2007 stellten die Äthiopierinnen die Weltmeisterin. Trotz vier äthiopischen Starterinnen (Titelverteidigerin Dibaba hatte eine "wild card") reichte es wie beim 10.000 Meter Lauf nur für die Bronzemedaille. Dort beendete Linet Masai bereits die äthiopische Vorherrschaft, denn nach fünf Weltmeistertiteln in Folge war diesmal Kenia dran. Mag sein, dass über 5.000 Meter die verletzungsbedingt fehlende Tirunesh Dibaba nicht ganz zu ersetzen war und Meseret Defar und Meselech Melkamu vom 10.000 Meter Rennen noch angeschlagen waren, aber die Kenianerinnen haben auch dazu gelernt. Normalerweise lief das so ab: die Kenianerinnen bemühen sich um das Tempo und am Ende gewinnt Defar oder Dibaba im Spurt.

Moderater Beginn, dann Steigerungslauf

Das Rennen startete verhalten. Die 1.000 Meter Zwischenzeit waren moderate 3:06.02 Minuten. Als bei 1.800 Meter Meseret Defar nach vorne ging tat sich auch nicht viel. 2.000 Meter wurden in 6:11,04 Minuten durchlaufen. Nach der Hälfte des Rennens ergriff die Vize Weltmeisterin Vivian Cheruiyot die Initiative und das Tempo wurde merklich schneller. Die nur 39 Kilogramm schwere und 1,53 Meter große Athletin ist mit 14:22,51 Minuten auch hinter Dibaba und Defar die drittschnellste 5.000 Meter Läuferin aller Zeiten. Schnell sortierte sich das Feld. Vorne liefen nur noch Ostafrikanerinnen. Die 3.000 Meter Zwischenzeit betrug 9:15.05 Minuten, dann wechselten sich die WM- und Olympia Vierte Sylvia Kibet aus Kenia und Cheruiyot in der Tempoarbeit ab. Auf 72er Runden folgten bald 70er Runden. Die 4.000 Meter wurden in 12:15,79 Minuten durchlaufen. Der letzte Kilometer war in 3:01 Minuten. Es sollte aber noch schneller werden.

Titelverteidigerin Meseret Defar verliert im Spurt

Eingangs der letzten Runde zogen Kibet und Cheruiyot an, Defar setzte nach und überholte die Kenianerinnen 200 Meter vor dem Ziel. Auf der Zielgeraden lag sie vorne, doch Cheruiyot konterte und überspurtete in äthiopischer Manier Defar 30 Meter vor dem Ziel. Die letzte Runde wurde von ihr in flinken 58,6 Sekunden zurückgelegt. Der letzte Tausender wurde von ihr in 2:42,5 Minuten runtergedonnert. Das war der erste große Sieg für die 26-Jährige in 14:57,97 Minuten. Die sichtlich resignierende und ermüdende Defar (14:58,41min) trudelte aus und wurde dabei auch noch von Sylvia Kibet (14:58,33min) überlaufen. Das war wiederum deren erste Medaille und zementierte einen kenianischen Doppelsieg, den die südlichen Nachbarn der Äthiopierinnen sichtlich genossen. Sentayehu Ejgu (15:03,38) und Meselech Melkamu (15:03,72) belegten Platz vier und fünf vor der Kenianerin Iness Chenonge (15:06,06).

1. Vivian Cheruiyot KEN 14:57.97
2. Sylvia Jebiwott Kibet KEN 14:58.33
3. Meseret Defar ETH 14:58.41
4. Sentayehu Ejigu ETH 15:03.38  
5. Meselech Melkamu ETH 15:03.72  
6. Iness Chepkesis Chenonge KEN 15:06.06  
7. Silvia Weissteiner ITA 15:09.74  
8. Genzebe Dibaba ETH 15:11.12  
9. Jennifer Rhines USA 15:11.63  
10. Sara Moreira POR 15:12.22  
11. Yuriko Kobayashi JPN 15:12.44  
12. Yurika Nakamura JPN 15:13.01  
13. Alemitu Bekele TUR 15:18.18  
14. Krisztina Papp HUN 15:20.36  
15. Zakia Mrisho Mohamed TAN 15:31.73  
   
  5.000 Meter Männer Finale (23.8.2009)

Kenenisa Bekele, schon 10.000 Meter Weltmeister von Berlin erklärte nach dem 5.000 Meter Krimi bei der Pressekonferenz: "Ich habe beim Rennen so oft geführt, um es langsam zu machen." So war es dann auch. Die ersten 1.000 Meter wurden in lahmen 2:54 Minuten durchlaufen. Doch dann wurde die Fahrt zusehends schneller. Der Äthiopier musste sich dann aber im Spurt mehr strecken als sonst. Fast hätte nämlich der frühere Kenianer Bernhard Lagat das 10.000 Meter und 5.000 Meter Double Bekeles verhindert. Mit knappem Vorsprung rettete sich der Olympiasieger vor dem US-Amerikaner.

1. Kenenisa Bekele ETH 13:17.09
2. Bernard Lagat USA 13:17.33
3. James Kwalia C'Kurui QAT 13:17.78
4. Moses Ndiema Kipsiro UGA 13:18.11  
5. Eliud Kipchoge KEN 13:18.95  
6. Ali Abdosh ETH 13:19.11  
7. Mohammed Farah GBR 13:19.69  
8. Matthew Tegenkamp USA 13:20.23  
9. Vincent Kiprop Chepkok KEN 13:21.31  
10. Jesus Espana ESP 13:22.07  
11. Chakir Boujattaoui MAR 13:23.05  
12. Chris Solinsky USA 13:25.87  
13. Joseph Ebuya KEN 13:39.59  
14. Anis Selmouni MAR 13:44.59  
15. Teklemariam Medhin ERI 13:44.65  
16. Collis Birmingham AUS 13:55.58  

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