Sehr geehrter
    Herr Steffny,
    wann reden Sie
    von einem langen Lauf? Bezieht sich das auf die Laufdauer
    oder auf die zurück gelegte Distanz? Macht es einen Sinn,
    zur Verbesserung der Ausdauer Grundlagen (GA1, GA2) lange
    Läufe auch außerhalb der unmittelbaren Marathonvorbereitung
    einzubauen (z.B. 2x im Monat einen Lauf von 2,5 Std)? 
    Viele Grüße und danke im voraus
    
    Thomas
    Hallo Herr S.,
    
    auf Ihre Frage gehe ich im Großen Laufbuch im Trainingslehre- und Marathonkapitel ausführlich ein,
    was ich detailliert hier nicht nochmal wiederholen kann. In
    Kürze soviel zu Ihrer Frage:
    Die langen Läufe
    sollten im Marathontraining mehrfach um die 30km
    gelaufen werden, oder eben nach Zeit dann wenigstens
    um 2/3 und leicht darüber von der realistisch ermittelten
    Zielzeit. Das bedeutet bei Wärme auch entsprechend
    etwas langsamer und dafür (zeitlich) länger. Grundsätzlich
    sollte man als Wettkampfläufer auch nach KM-kontrolliert
    laufen können.
    
    Im 100km Training kann ein langer Lauf auch
    50 bis 60km betragen im 10km Training um 15
    bis 25km je nach Leistungsvermögen. (siehe auch die
    Trainingspläne im Großen Laufbuch). Je nach Talent und Trainingsalter
    kann auch mal ein längerer Lauf außerhalb der
    engeren 10-wöchigen Marathonvorbereitung vorkommen,
    z.B. beim unter 3:00 Stundenläufer auch schon im Januar,
    wenn der Marathon im April oder Mai ist. Der 4:30
    Marathonläufer wird froh sein sich im unmittelbaren Vorfeld
    überhaupt sich auf drei lange langsame Läufe um 30km
    gesteigert zu haben. 
    Lange Läufe
    sollten ausserhalb der Marathonvorbereitung hängen
    natürlich auch vom Talent des Läufers ab. Sie sollten nur
    im sogenannten GA1 Bereich durchgeführt werden, also ganz
    locker und nicht im GA2 Bereich (= flotter Dauerlauf bei ca.
    80 bis 90% HF-Max). Eine Ausnahme wäre hier natürlich ein
    Halbmarathon Wettkampf. Dennoch warne ich vor zu
    vielen und zu frühen langen Läufen. Man sollte auf
    den Punkt zum Marathontag X in Form kommen und sich nicht
    schon im weiten Vorfeld orthopädisch gefährden und die
    Reserven vorzeitig vergeuden, also in Frühform kommen. An
    diese Periodisierung mit dem Neuaufbau auf
    in der Regel einen Frühjahrs- und einen Herbstmarathon
    halten sich die meisten Weltklasseathleten. Zunächst wird
    langsam immer länger gelaufen und dann auch ein oder mehrere
    lange Läufe als flotter Lauf, Crescendo oder Halbmarathon
    durchgeführt. Nur wenige Ausnahmen wie der frühere
    australische Marathonweltmeister Robert de Castella
    behielten ganzjährig ein fast gleichförmiges
    Training mit einem wöchentlichen langen Lauf bei.
    
    Mit freundlichen und sportlichen Grüßen
    
    Herbert Steffny